Freitag, 1. März 2013

Mit Blaulicht durch die Nacht

Neuerdings bin ich auch als "Beifahrer" unterwegs. Mit einer sympathischen jungen Dame. Welcher ich erlaubt habe, ein weisses L auf blauem Hintergrund auf einer Gummimatte mit magnetisiertem Untergrund auf die Heckklappe meines nachtschwarzen MINIs zu kleben. Ein "Lööli".

Das Anfahren am Berg und Losfahren an der Kreuzung erinnert ein wenig an einen Ritt auf einem wildgewordenen Kamel. Beim Abbremsen kommt dafür einem die Landung auf einem Flugzeugträger in den Sinn, wobei der Flieger innert 2 Sekunden von 200 km/h auf 0 abgebremst wird. Die Fahrt an sich macht aber Spass. Ganz ehrlich! Wären da nicht die andern Intelligenzbestien, die mich schon als Beifahrer auf die Palme bringen. Von meiner "Chauffeuse" mal zu schweigen, wie die sich dabei fühlen muss..?

Es gibt grundsätzlich verschiedene Arten von Autofahrern. Gestern Nacht hatten wir das Glück, die drei schlimmsten anzutreffen.

Fangen wir mit den "Fluggäscht" an. Ein "Fluggascht" zeichnet sich dadurch aus, dass er (der Mensch am Steuer; nicht dass sich die Damen betupft fühlen von wegen "political incorrectness") es super eilig hat, als müsste er einen Flug, Zug, Schiff oder ein Dreirad erwischen. Ein solcher klebte uns hinten an der Stossstange, bei 80 km/h mit weniger als 10m Abstand und wollte nicht oder war nicht fähig, uns auf einer wunderbar übersichtlichen Strasse zu überholen. Die andere Möglichkeit: er wollte meiner Chauffeuse mit seinem Fahrstil andeuten, dass es mit Dränglern wie ihm auf der Strasse zu gefährlich ist und sie besser die ÖV benutzen solle...

Die zweite Begegnung der anderen Art war mit einem Lieferwagen. Ich weiss zwar, dass die Minibusse recht unübersichtlich sind. Wenn dann aber so einer aus dem Parkplatz herausfährt und einem fast die volle Breitseite verpasst, da wird einem schon irgendwie mulmig. Zum Glück beherrscht meine Chauffeuse die Flugzeugträgerlandung in Perfektion und weiss auch, wie die Hupe benutzt werden kann! Ein paar Fussballfans standen zum Glück erst einige Meter weiter und fühlten sich durch unser Concertino für einen MINI und einen Lieferwagen in C-DUR in Allegro und Vibrato nicht angesprochen. Weiss vielleicht jemand, wer gestern gespielt hat..?

Die dritte Begegnung schoss dann nicht mehr den Vogel ab, sondern einen ganzen Bock. "Glaubst Du, es geht gar nicht mehr, kommt irgendwo ein Blaulicht her." Wie man es sich gewöhnt ist und es auch gelernt hat, fährt man an die Seite und wartet, bis der Notarzt vorbeigefahren ist. In unserem Fall war es ein Bisschen komplizierter. Nochmals zur Erinnerung - wir hatten das "L" am Heck! Wir hielten also am Strassenrand, genauer gesagt auf dem Trottoir und ragten keine 30cm in die Strasse auf die Velospur hinaus. Aus "technischen Gründen" blieben wir aber vor einer Mittelinsel stehen. Nun stehen wir also auf dem Trottoir, die Räder links auf der Velospur, und keine Zeit sich noch woanders zu verschieben, weil in dem Moment von hinten der Notarztwagen angekrochen kommt und will sich um's Verrecken (sorry für den Ausdruck) auf unserer Seite zwischen uns und der Mittelinsel durchquetschen. Aber er traut sich nicht zu fahren..? Platz hätte er dabei genug und die Gegenfahrbahn war übrigens auch frei. So steht der Notarzt auf freier Strasse einen halben Meter und mit jaulender Siräne hinter uns, wir mit dem "L"-ööli auf dem Trottoir, kommen allerdings nicht vom Fleck und langsam aber sicher macht sich Panik breit. Erst als wir uns einen weitere zehn Zentimeter zur Seite bewegten, fuhr der Notarzt weiter.

Klar, Shit happens. Da kommt mir aber auch die Frage auf, was im Kopf der Notarztwagen-Fahrer vorgeht, wenn sie tagsüber wie die F1-Piloten über Tramgleise und durch den Gegenverkehr donnern, mit mehr oder weniger Rücksicht auf alle andern? Und wieso fahren Sie sie ausgerechnet in der Nacht stur nach Verkehrsvorschriften, dafür einem als "L"-ööli ausgezeichneten Wagen aber praktisch in den Kofferraum und bewegen sich bei freier Gegenfahrbahn keinen Millimeter und warten eine gehörte Ewigkeit lang, bis sich der stehende Wagen auf der rechten Fahrbahn um zehn Zentimeter bewegt? Ich weiss es nicht. Ganz ehrlich... aber...

Hmm... Ob die Jungs bei der Ambulanz noch einen Bleifuss wie meinen gebrauchen könnten?

In diesem Sinne - Blaulicht an, Augen zu - und durch zum Mac zum Dinner... Erstaunlich ist nur, wie ruhig die restliche Fahrt verlief :)